Verkehrte Welt? Eine Idee, für die man früher wahrscheinlich ausgelacht worden wäre, wird Realität: Koreanische E-Sports-Profis lassen sich von ausländischen Teams rekrutieren. Damit bekommt das ursprünglich komplett Korea-zentrierte Weltbild des kompetetiven Starcraft endgültig Risse (wenn die Ereignisse davor noch nicht genug Hinweise gaben).
Prominentestes Beispiel ist der Wechsel des koreanischen Starcraft-Profis und (Ex-)Code-S-Teilnehmers Rain, der nach seiner Zeit bei TSL nun den Sprung in das westlich geprägte Team FnaticMSI wagt. Dort hat man mit Sen zwar bereits einen asiatischen Spieler von Weltformat, doch die Verpflichtung von Rain bringt nochmal eine ganz neue Kategorie von Prestige in das Team.
Ebenfalls schon länger etabliert sind mitlerweile komplett amerikanisierte Spieler wie KawaiiRice oder Moonan, die ebenfalls ursprünglich aus dem Fernen Osten stammen. Mit FXOz (ehemals FXO.Twilight) hat man sogar einen koreanischen Spieler bei einem westlichen Team, das auch vor einer Teilnahme in der überaus harten GSTL nicht zurückschreckt (und dabei im ersten Match gegen den Favoriten Incredible Miracle mit 2-4 sogar noch das Gesicht wahren konnte).
Die Gründe für diese doch sehr bizarr anmutenden Wechsel sind allerdings nicht schwer nachzuvollziehen. In Korea herrscht unfassbarer Konkurrenzdruck. Neben den alten Eliten, die immer noch das Feld aufmischen, tun sich mehr und mehr junge Nachwuchsspieler hervor, die mit unglaublichem Fleiß, Willen und Talent für die ein oder andere Überraschung sorgen. In einem solchen Umfeld ist es oft schwer, sich durchzusetzen, gerade wenn man im eigenen Team von absoluten Top-Stars regelmäßig überstrahlt wird. Im Westen sind sie die Stars, selbst wenn es sich „nur“ um relative Nonames wie Oz handelt.
Allein die Tatsache, dass es sich um Koreaner handelt, verschafft ihnen bei ihren Teams und Kollegen einen Heidenrespekt, den sie oft auch verdient haben. Durch diese Ausnahmeposition können sie sich zumeist auch gute Verträge sichern. Ein westliches Team hat großes Interesse an solchen Verpflichtungen, die bislang nie am Finanziellen, sondern am Desinteresse der in Frage kommenden Spieler scheiterten.
Auch die immer mehr proliferierenden Turniere im Abendland, deren Preispoole sich dem koreanischen Level annähern (oder sogar übersteigen), tragen zum Sog in die westliche Hemissphäre bei. So gab Rain an, seinen Code-S-Platz aufzugeben, um sich auf ausländische Turniere zu konzentrieren. Unfassbar! Das ist wirklich verkehrte Welt! Es wird attraktiver für Koreaner, sich auf ausländische Turniere zu konzentrieren, da sie dort viel größere Chancen auf die Preisgelder haben als in ihrem Heimatland, in dem die Konkurrenz groß und die Chance auf einen Gewinn klein ist.
Die Zeiten ändern sich. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in der Zukunft noch mehrere solche Wechsel sehen werden.
Übrigens: Gerade eben erst wurden FruitDealer und Trickster von ihrem Team TSL freigestellt. Damit böte sich wieder die Gelegenheit zum Zuschlagen. Wir sind gespannt wie es weiter geht.
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